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Wie die Trollblume zu ihrem Namen kam

Als wir in meiner Wanderleiterausbildung im Botanikmodul im letzten Juni eine Blume vorstellen mussten, hätte ich nicht gedacht, dass mein "Vortrag" so gut ankommen würde. Bei meiner Recherche über die Trollblume, bin ich auf eine Sage gestoßen, die so eigentlich noch gar nicht dokumentiert wurde und zwar ist es die Geschichte wie die Trollblume zu ihrem Namen kam. Da die Sage einen ziemlich bleibenden Eindruck bei meinen Kollegen und Kolleginnen hinterlassen hat, habe ich mich entschieden, das Ganze niederzuschreiben. Daher gibt es für einmal (als absolute Ausnahme) keinen Beitrag in Englisch über eine Wanderung, sondern auf Deutsch über eine Blume. :) Ich hoffe, ihr habt beim Lesen so viel Freude wie ich damals hatte beim Recherchieren und Vortragen. :) 

 

Gerne würde ich Euch also die Geschichte erzählen wie die Trollblume zu ihrem Namen kam. Von der Sage sind leider nicht allzu viele Details bekannt, was man aber sagen kann ist, dass die Geschichte vermutlich in Nord- oder Mitteleuropa und irgendwo zwischen den Höhenstufen Montan und Subalpin (ca. 600 - 1800 M. ü. M.) stattgefunden hat. Bekannt ist hingegen die Zeitspanne, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zwischen Mai und Juni lag. Die Geschichte handelt von einem Troll, der ein Problem hatte. Und zwar konnte er nicht so gut sehen, weswegen er auf eine Brille angewiesen war. Weil er nicht so gut sehen konnte, lief er auch ständig an allen Schätzen vorbei und war somit der einzige Troll in der Gegend der keinen Schatz für sich beanspruchen konnte. Diese beiden Tatsachen machten den Troll zu einem ziemlichen Außenseiter. So war er eines Tages wieder einmal ganz alleine im Wald unterwegs, als er auf einmal auf eine große, ihm unbekannte, Lichtung kommt.


Wie es im Wald etwa ausgesehen haben könnte bevor der Troll auf die Lichtung traf

Neugierig wie er ist, möchte er die Lichtung erkunden, macht einen Schritt vorwärts und “Pflatsch” hat nasse Füße. Aus lauter Neugier ist ihm gar nicht aufgefallen, dass er hier eine Feuchtwiese oder ein Moor vor sich hat. Der Ärger über die nassen Füße ist aber schnell verflogen, da er mitten in der Lichtung etwas Goldenes glänzen sieht. “Gold”, schießt es ihm durch den Kopf und er fängt an loszurennen. Seine Freude über seinen Fund ist jedoch nur von kurzer Dauer, da er schnell feststellen muss, dass es kein Gold ist das da glänzt, sondern nur eine Blume. Trotz seiner Enttäuschung, geht der Troll weiter zur Blume hin und da er gerade nichts anderes zu tun hat, schaut er zuerst links über die Schulter, dann rechts über die Schulter und als er sich sicher ist, dass niemand da ist, greift er in die linke Jackentasche, zieht seine Brille hervor und beginnt die Blume genauer zu betrachten. Was er sieht, ist eine etwa 20 bis 60 cm hohe Blume mit einem runden Blütenkopf, welcher aus ca. 10 bis 15 kugelig gepackten Blumenblättern besteht. Die Blüte hat grob geschätzt einen Durchmesser von etwa 3 cm und sein Bauchgefühl sagt ihm, dass die Blume zu der Familie der Hahnenfußgewächse gehören muss.



Während er die Blume so am Inspizieren ist, fängt diese auf einmal an mit ihm zu reden. “Hallo lieber Troll!” Der Troll erschrickt und zuckt zurück. “Du stinkst so gut!” - “Was ich stinke! Jeden Morgen reibe ich mich mit frischem Moos ein, damit ich auch ja gut rieche!”, schnaubt der Troll zurück. “Ok ok, lieber Troll, Entschuldigung, so habe ich das nicht gemeint. Komm setz Dich hin und ich erkläre Dir wie Du mir mit Deinem Gestank helfen kannst. Ich verspreche Dir auch eine großzügige Belohnung, wenn Du mir hilfst.” Der Troll überlegt kurz und da er eh nichts mehr zu verlieren hat setzt er sich neben die Blume in die feuchte Wiese. “Schau, lieber Troll, Dir fällt das vielleicht nicht auf, aber Dein leiblicher Gestank zieht Fliegen und Insekten an. Da zum Beispiel, bei Deinem linken Ohr sehe ich ganz kleine Insekten herumschwirren. Die sind so klein, dass sie durch meine winzige Öffnung in mein Inneres kommen können. Auf dem Weg ins Innere streifen sie die mitgebrachten Pollen ab und auf dem Weg nach Außen, nehmen sie dafür meine Pollen mit. Und da, um Dein rechtes Ohr, da sehe ich ein paar ganz spezifische Fliegen herumschwirren. Auch die werden es in mein Inneres schaffen. Dort werden sie ihre Eier legen und die Larven werden dann meine Samen essen. Das macht mir jedoch nichts aus, im Gegenteil, es wird mir bei meiner Fortpflanzung helfen, Du wirst sehen!”


Wie es ein paar Tage später ausgesehen haben könnte

Und tatsächlich, nach einer halben Stunde schwirrt kein Insekt mehr um den Kopf des Trolls herum, die Blume jedoch, so scheint es ihm, leuchtet irgendwie noch ein bisschen goldener als vorher. “Vielen Dank lieber Troll, Du hast mir sehr geholfen! Wie versprochen würde ich Dich dafür gerne belohnen. Komm doch in zwei Wochen in der Nacht wieder hierher auf die Lichtung und Du wirst Deine Belohnung kriegen. Stell einfach sicher, dass Du schon etwas gegessen hast, weil wenn Du hungrig bist und mich und meine Kolleginnen verspeist, dann gibt es erstens keine Belohnung und zweitens noch Durchfall oben drauf!” Der Troll grummelt irgendetwas vor sich hin und macht sich aus dem Staub. Zwei Wochen später, in dunkelster Nacht, kommt er wie abgemacht zurück zur Lichtung und schon von weitem sieht er die Blume goldig leuchten. “Hallo lieber Troll, versprochen ist versprochen”, ist alles was er hört und plötzlich beginnen hunderte von weiteren Blumen um ihn herum zu leuchten. Schnell merkt er, dass die Blumen ihm einen Weg durch das Moor weisen und er beginnt diesem zu folgen. Am Ende des Weges stößt er auf eine Höhle, die so einen großen Schatz beherbergt, wie er sich das in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Auf einen Schlag war der Troll somit nicht nur der reichste Troll in der Gegend, sondern auch kein Außenseiter mehr. Die Geschichte wie er zu seinem Reichtum und Ansehen gelang, verbreitete sich natürlich in Windeseile und seit jeher nennt man diese Blume einfach nur noch die “Trollblume”.


Diese Nachkommen wären ohne den Troll nicht hier! Ein Foto aufgenommen bei einer Tour um den Grand Muveran

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